Volles Programm am Dienstag

04Okt2016

Da viele Einrichtungen am Nationalfeiertag 3.10. entweder geschlossen oder überfüllt sind, haben wir uns entschieden, den gestrigen Tag noch einmal in die Eigenregie der Austauschpartner zu geben. Langeweile scheint nicht aufgekommen zu sein. Als sich die unterrichtsbedingt unvollständige Gruppe heute gegen 9 Uhr vor dem Krefelder NS Dokumentationszentrum Villa Merländer trifft, sieht man viele zufriedene Gesichter. Fast schon zu gelöst ist die Stimmung angesichts der ernsten Themen, mit denen wir uns in den folgenden drei Stunden beschäftigen.

Von Frau Dr. Schupetta, der Leterin des Zentrums, hören wir die Lebensgeschichte des ehemaligen Besitzers der Villa. Richard Merländer, ein jüdischer Händler, ein Selfmade-Man, der es in den 20er und 30er Jahren in Krefeld zu Wohlstand gebracht hat und der ab 1935 systematisch von den neuen Machthabern schikaniert, ausgegrenzt, gedemütigt, verprügelt, enteignet  und deportiert wurde, kam schließlich im KZ Treblinka zu Tode.

Mithilfe der in der Villa gesammelten Dokumente erschließen sich die Schülerinnen und Schüler weitere Lebensschicksale. Sie lernen hier nicht nur historische Fakten über ihre Heimatstadt kennen, sondern erfahren auch, wohin Fremdenhass und Intoleranz führen können. Die Frage, warum man sich mit solchen "alten Geschichten" überhaupt befassen sollte, stellt sich da nicht mehr.

Von der zweiten Tageshälfte gibt es wieder Fröhlicheres zu berichten. Wir fahren nach Neuss in die Skihalle. Schnell ist die Kälte auf der Piste vergessen, denn die Skilehrer heizen den Pistenneulingen ordentlich ein. Erstaunlich, wie viele Mitglieder der israelischen Delegation bereits gut Ski fahren können - aber auch wieder nicht, denn Israel hat am Berg Hermon sogar ein ausgewachsenes Ski Resort zu bieten.

Ohne Blessuren verlassen wir Neuss wieder, denn jetzt heißt es: Sachen packen. Morgen ist schon der letzte Tag in Krefeld. Auf der Farewell-Party im Pfarrheim Hubertus braucht allerdings kaum jemand Lebewohl zu sagen, denn fast alle deutschen Schüler begleiten ihre Gäste zum Abflughafen - nach Berlin.