Shalom Tel Aviv

25Feb2016

 

Etwas verschlafen aber pünktlich treffen unsere 20 Abenteurer samt Entourage am Terminal C ein. Es ist 5.30 Uhr – eine unchristliche Zeit. Es ist dunkel und so kalt, dass mancher frühmorgendliche Chauffeur schon eine sportliche Leistung hinter sich hat, noch ehe ein einziger Meter Strecke zurückgelegt wurde. Eiskratzen um fünf Uhr morgens – Auch das noch.

Schwer bepackt mit bis zu 22 Kilo Koffergewicht („Süßigkeiten – damit ich nicht verhungere“) und mit Schals und Mütze reihen wir uns in die relativ kleine Schar der Mitreisenden am Abfertigungsschalter ein. Es dauert trotzdem etwas länger als geplant. Johannas Koffer macht Zicken – vielleicht war er es aber auch nicht. Jedenfalls bricht die Abfertigungsmaschine genau dann zusammen, als sie ihre Habe aufs Band wuchtet. Am Ende kommen wir aber dennoch heil zum Abflug-Gate und in den Airbus A319.

Vier Stunden später hat sich die Szene grundlegend geändert. Musste unser Flieger in Düsseldorf vor dem Start noch vom Eis befreit werden, so scheint er jetzt zu schwitzen. Genau wie unsere kleine Reisegruppe. Verschwunden sind Schals und Mützen, weg sind die Jacken. Angenehm warme Luft bläst uns entgegen, nachdem wir die Zöllner von unserer Harmlosigkeit überzeugen konnten. Mindestens 20 Grad, Tendenz steigend. Über Whatsapp begrüßt uns Reali Lehrer Yehuda mit einem „It’s warm – and getting warmer“. Da soll er Recht behalten. Schnell ist der blaue Bus gefunden, der uns nach Tel Aviv City bringen soll.

Eine weitere Stunde später finden wir uns in einem arabischen Touristenrestaurant in Jaffa direkt neben Tel Aviv wieder. Hier soll es etwas für den kleinen Hunger geben, meint unser Busfahrer, der auch schon einen Preis für Falafel und Shwarma ausgehandelt hat. Wir schrauben noch etwas am Preis, denn Handeln ist ja wichtig. Ein kleiner Snack mag jetzt nicht verkehrt sein, obwohl es gleich auch noch Abendessen in der Jugendherberge gibt. Klar, dass der Restaurantchef über drei Ecken mit dem Busfahrer verwandt ist – oder vielleicht kennt er auch nur jemanden, der mit ihm verwandt ist. Jedenfalls fällt die erste Begegnung mit einheimischer Kost zufriedenstellend aus. Drei minus sozusagen. Mächtige Teigtaschen mit sättigendem Inhalt, in drei Minuten zusammengerollt. Beim Bezahlen lernen wir auch, mit dem neuen Geld umzugehen. Große Münzen, die nichts wert sind, kleine Münzen, die nach nichts aussehen, aber viel wert sind. Naja – damit kommen wir dann irgendwann auch klar.

Das Mittelmeer leuchtet uns schon dunkelblau entgegen, als wir den Laden verlassen und zum Strand laufen. Eine entspannte halbe Stunde später sind die ersten Bilderserien im Kasten und die Sonne beginnt, Richtung Horizont zu sinken. Jetzt sieht das alte Jaffa mit seinen tausend Jahre alten Gassen, der ebenso alten Moschee und dem rotweißgeringelten Leuchtturm sogar noch besser aus. Alina hat das erste von 20 Referaten ordentlich hinter sich gebracht. Wir wissen daher jetzt, dass das riesige Häusermeer von Tel Aviv erst in den letzten Jahren so richtig groß geworden ist. Früher war hier nur Wüste.

 

Die Herberge liegt einige Kilometer Richtung Stadtmitte –der blaue Bus bringt uns rechtzeitig zum Abendessen hin. Der Laden sieht ordentlich aus, die Zimmer sind es auch. Nichts Besonderes, aber wir haben ja auch keine fünf Sterne gebucht. Der österreichische Koch freut sich darauf, dass die deutsche Gruppe pünktlich um Viertelnachsieben zum Essen erscheint. „Wie sich das gehört“, fügt er verschmitzt hinzu. Kochen kann er auch. Es gibt Rind, Huhn, Vegetarisches, ein Salatbuffet, Antipasti (die hier wahrscheinlich anders heißen) und knallbunte Limo.

Morgen ist hier der alljährliche Tel Aviv Marathon. Über 40.000 Teilnehmer rennen durch die Straßen – leider werden sie auch in der Nähe der Herberge laufen. Das heißt: Hier ist alles gesperrt – man kommt nicht mehr vor noch zurück. Der blaue Bus steht jetzt irgendwo außerhalb und kann uns morgen nicht vor der Unterkunft einladen. Wir werden wohl laufen müssen. Zum Bus – nicht nach Haifa.