Ab in die Hauptstadt

02März2016

Es lässt sich nicht ändern. Wir müssen los. Seit einer halben Stunde steht der Bus vor der Reali School, aber noch sitzt niemand drin. Auf dem schmalen Grünstreifen zwischen Zufahrt und Hauptstraße dagegen liegen sich knapp 40 Jungs und Mädels abwechselnd in den Armen. Nein, wir können nicht noch eine Woche bleiben. Ja, der Bus fährt ab. Nein, im Koffer ist kein Platz für dich.

Endlich schließen sich die Türen und es geht Richtung See Genezareth. Die Sonne hat es heute etwas schwerer als sonst, denn über dem ganzen Land liegt Hochbewölkung. Trotzdem sieht die Kirche auf dem Berg der Seligpreisungen gut aus. Nur wenige Pilgergruppen beten vor den open-air Altären, weshalb es angenehm ruhig ist und man den Blick auf Kirche und See genießen kann. Mira liest uns dazu die entsprechende Bibelstelle vor.

Die Wirkungsstätten Jesu reihen sich wie Perlen an einer Schnur auf. Tabgha ist ruckzug erreicht – hier fand die Brotvermehrung statt – wahrscheinlich, muss man sagen, denn ganz früher hat man auf der anderen Seite des Sees gebetet. Anders in Kapharnaum, wo Jesus tatsächlich gelebt, gewohnt und gepredigt hat. Er hat aber sicher nicht in einem UFO gewohnt, obwohl die Gedächtniskirche genauso aussieht.

Gibt es noch mehr heilige Plätze? Klar – aber damit wir nicht durcheinanderkommen, brauchen wir erst mal eine Auszeit. Die nehmen wir uns am Ufer des Sees Genezareth, im Eden Village Resort Ma’agan. Dieser Kibbuz hatte schon vor Jahren festgestellt, dass Feldarbeit anstrengend ist und sich nicht so richtig lohnt. Also wandelten die Mitglieder ihr Land in einen Ferienpark mit Strand und Exra Schwimmbad um. Tja, und seitdem rollt der Schekel. Wir dürfen heute umsonst hinein, denn es ist noch gar nicht geöffnet. Das ist dem See aber egal, er ist das ganze Jahr beschwimmbar. Die Montessori Delegation hat an alles gedacht. Sonnencreme, Handtücher, Badesachen, Nagellack … was man so braucht für eine Pause am Strand.

Jetzt sind wir bereit fürs Finale. Yardenit am Jordan ist die Stelle, an der Johannes der Täufer Jesus getauft hat. Heute ist dort ein ziemlich durchkommerzialisiertes Taufzentrum. Für umgerechnet 30 Euro gibt’s das Taufhemd, ein Handtuch und eine Urkunde. Nur den Pastor muss man mitbringen. Wir haben gerade keinen dabei, so dass das Taufen für uns ins Wasser fällt – beziehungsweise eben gerade nicht. Besser machen es zwei amerikanische Pastöre im Nachbarbecken. Bei ihnen stehen die Kandidaten Schlange. Was uns betrifft verschieben wir das Event also. Zwei oder drei Delegationsmitglieder werden an dem Stand gesehen, wo man das Jordanwasser in Flaschen kaufen kann. Wer da also Bedarf hat … Namen sind der Redaktion bekannt.

Um halb vier fährt der Bus in Yardenit vom Hof. Das längste Teilstück liegt vor uns – der Weg nach Jerusalem durch die West Bank. Knapp 200 km schaffen wir in gut 2 Stunden. Die karge Wüstenlandschaft fliegt an uns vorbei. Noch eben durch den Tunnel und wir sind mitten im Häusermeer von Jerusalem.

Das Panorama Hotel liegt im Ostteil der Stadt. Hier geht es recht arabisch zu. Die Gegend ist ziemlich zugemüllt und es gewinnt immer der Autofahrer, der öfter als alle anderen hupt. Bei den Zimmern gibt es erstmal keine Klagen, so dass wir uns in die Jerusalemer Altstadt begeben. Das. liebe Leserinnen und Leser, klingt ganz leicht, ist es aber nicht, erfordert es doch ein gerüttet Maß an Kondition, die etwa 200 Stufen aus dem Kidron-Tal heraufzuklimmen.

Aber wir sind ja jung – und schaffen das locker. Eben noch durch die Sicherheitsschleuse und schon stehen wir vor der Klagemauer. Schön getrennt nach männlichen und weiblichen Betern.