Herbst in Krefeld

30Sept2016

Die Wiedersehensfreude war meist groß – die Nacht scheint kurz gewesen zu sein. Alle 37 Austauschteilnehmer/innen haben es dennoch in die Gute Stube der Schule geschafft – in den Videoraum. Auch der Schulleiter ist anwesend, will aber heute keine Rede halten. sondern  bei der anschließenden Führung durch das Montessori Schulzentrum – über  den Monte-Campus - behilflich sein. Aus Sicht der Gäste ist das Interessanteste an diesem Zentrum, dass es zur Straße hin fast keine Zäune und keine Sicherheitsvorkehrungen gibt. Auch die angebotenen Speisen im Montebistro finden Gefallen. Den BMMG Delegationsmitgliedern fällt auf, dass unsere Offiziellen (Schulleiter, Leiter der Grundschule, Vertreterin des Kinderhauses, später auch die Bürgermeisterin) der englischen Sprache nur bedingt mächtig sind.

Kurz wird in Schülerkreisen über den Sinn von Englischunterricht im Allgemeinen und von mündlichen Kommunikationsprüfungen im speziellen diskutiert, da biegt unsere Gruppe schon in die Moerser Straße ein. Mithilfe der kostenlos zur Verfügung gestellten Tickets der Stadtwerke Krefeld werden unsere Gäste zum Rathaus eskortiert. Herr Strücken von der Zeitung und Bürgermeisterin Frau Meincke sind auch schon da und so entsteht auf dem Von-der-Leyen Platz ein schönes Foto, das die Woche drauf prompt auf der Titelseite des renommierten „Stadt Spiegel“ prangt. 

Die Bürgermeisterin spendiert Getränke und Schlüsselanhänger und bittet am Ende noch um einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Vorher erinnert sie in ihrer Rede an die Worte Schimon Peres‘ im Deutschen Bundestag, der 2010 anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz bedeutende Sätze an die Jugend der beiden Staaten richtete:

„Die Jugend muss sich erinnern, darf nicht vergessen und muss wissen, was geschehen ist. Sie darf niemals, wirklich niemals, an etwas anderes glauben, sich andere Ziele setzen als Frieden, Versöhnung und Liebe“. Die Politik könne Vieles, aber diese Ziele ließen sich nur durch direkte Begegnung zwischen Menschen erreichen, fügt Frau Meincke noch hinzu. Da hat sie recht-

Nun geht es hinaus in die Stadt - in die Kälte, wie unsere israelischen Gäste das nennen. Wir dagegen sagen „schöner Herbsttag“ dazu. Die Dionysius Kirche, der Schwanenmarkt, der Neumarkt, die Mennoniten-Kirchstr. und das Denkmal für die alte Synagoge: überall sieht man die Spuren der Vergangenheit, die Spuren jüdischen Lebens in Krefeld – wenn man sie denn zu lesen weiß. Frau Dr. Schiupetta kennt die Geschichten, die sich an den Ecken und hinter den Fassaden abgespielt haben. Besonders die Nacht des 9. November 1938 wird durch ihre Schilderungen plötzlich wieder sehr lebendig.

Nachdenklich und doch inzwischen ziemlich durchgefroren wird die Gruppe am Ende ins Wochenende geschickt. Die Pläne stehen offensichllich schon fest: Shopping in Düsseldorf, die kleine Kapelle am Bahnhof in Köln, der Kletterpark in Süchteln, die Kirmes auf dem Sprödentalplatz – es gibt genug zu tun.